Demenz - Demenzdorf - alternative Pflegeform für Demenzkranke

Demenzdorf – alternative Pflegeform für Demenzkranke

Viele Menschen haben Angst vor dem Älterwerden. Die Befürchtung, dement zu werden bzw. Alzheimer zu erkranken, wächst mit steigendem Alter stetig. Einen Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz gibt es nicht. Vielmehr ist Alzheimer eine Form von Demenz. Der Verlust des Gedächtnisses, die Beeinträchtigung des Denk- und Orientierungsvermögens und die damit einhergehende Konsequenz, den Alltag schon bald nicht mehr eigenständig bewältigen zu können – all das geht mit diesen Erkrankungsformen häufig einher.

Demenz ist der Oberbegriff für unterschiedliche Krankheiten. Zu den zwei bekanntesten Formen gehören die vaskuläre Demenz und die Alzheimer Demenz. Auch Mischformen aus beiden Krankheitsbildern sind immer wieder anzutreffen. Je älter ein Mensch wird, desto höher ist das Risiko, dement zu werden.

Eine Chance auf Heilung besteht bislang nicht. Mit Fortschreiten der Krankheit fällt es Betroffenen zunehmend schwerer, sich in ihrer bisher vertrauten Umgebung zurechtzufinden. Die Verletzungs- und Unfallgefahr steigt damit rapide an. In vielen Fällen ist sogar eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung erforderlich. Angehörige von Demenz-Patienten stehen demgemäß vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Die Problematik verschlimmert sich, je weiter die Krankheit voranschreitet.

Dem Fachkräftemangel entgegenwirken – im Demenzdorf

Die Erfahrung hat gezeigt, wie wichtig die gezielte Betreuung Demenzkranker ist. Auch das stete Miteinbeziehen in den Alltag sowie die Aktivierung der Patienten ist unabdingbar. Das sind allerdings Faktoren, die in einem herkömmlichen Pflegeheim nicht oder nur teilweise gewährleistet werden können. Oft steht zu wenig Betreuungspersonal zur Verfügung, die Kosten sind zu hoch – oder es gibt andere Gründe, die die gezielte Förderung und Unterstützung Demenzkranker nicht möglich machen.

Ein innovatives Pflegekonzept aus Holland belegt hingegen, dass es sehr wohl möglich ist, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und zugleich eine adäquate Betreuung von Menschen, die an Demenz bzw. Alzheimer erkrankt sind, zu gewährleisten.

Ein Pflegeheim mit Dorfcharakter ist in Deutschland etwas völlig Neues. In Holland existieren bereits mehrere solcher Einrichtungen. Die positiven Erfahrungen der Bewohner, aber auch die ihrer Angehörigen und die vom Pflegepersonal sprechen mit Blick auf diese innovative Pflegeform eine sehr deutliche Sprache. Ein modernes Demenzdorf vermittelt auf den ersten Blick den Anschein, als handele es sich dabei um eine Ferienanlage. Inmitten einer idyllischen Landschaft befindet sich ein riesiges, einladend gestaltetes Areal, in dem ältere Menschen – erstklassig betreut und im weitesten Sinne eigenständig und selbstbestimmt – ihren Lebensabend verbringen können.

Der Herbst des Lebens in schöner Atmosphäre

Im Demenzdorf gibt es unter anderem den Verwaltungstrakt, ein Café, einen kleinen Supermarkt, ein Friseurgeschäft und sogar einen Dorfplatz. Die Wohnhäuser mit großen Fenstern wirken überaus attraktiv und modern. Darin wohnen die pflegebedürftigen Senioren, die hier ein weitaus freieres Leben haben, als es in normalen Pflegeheimen der Fall ist. So ermöglicht es ihnen das Pflegepersonal, auf Wunsch auch mal länger zu schlafen oder gemeinsam mit anderen Dorfbewohnern einen kleinen “Einkaufsbummel” in den Supermarkt zu unternehmen.

Wenn ein Demenzkranker beim Shoppen das Bezahlen an der Kasse vergisst, dann wird das vom Pflegepersonal mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln bewertet. Im Demenzdorf zielt alles darauf ab, den Senioren einen Lebensabend zu ermöglichen, der sich von ihrem bisherigen Leben so wenig wie möglich unterscheidet. Die Damen und Herren können ihrem Bewegungsdran freien Lauf lassen, nach Belieben spazierengehen, sich im Dorfzentrum treffen, bei einem Käffchen plaudern – und auch sonst das Leben genießen. Stets in der Nähe sind das liebevolle Pflegepersonal oder ehrenamtliche Helfer, die das seniorenfreundliche Wohn- und Lebenskonzept mit ihrem Einsatz unterstützen. Einige Angehörige der Dorfbewohner engagieren sich ebenfalls gerne – und tragen damit ihren Teil dazu bei, dem Fachkräftemangel in der Pflegebranche etwas entgegenzusetzen.

Das Demenzdorf ist ringsum von einem Zaun umgeben. Dadurch sind die Bewohner gut geschützt. Sie können nicht einfach weglaufen und profitieren zugleich von einer ganz besonderen Form der Freiheit. Sicherlich gibt es nach wie vor Kritiker, die der Ansicht sind, die Demenzkranken würden in dem Dorf “weggesperrt” und so von den Gesunden ferngehalten. Fakt aber ist vielmehr, dass die Umzäunung einzig und allein der Sicherheit dient und dass sich die Bewohner in ihrer neuen Umgebung rundum wohl fühlen.

Es lohnt sich, diese alternative Pflegeform für Demenzkranke zu unterstützen und sich von dem niederländischen Dorfmodell inspirieren zu lassen.

Fazit

Weil die Senioren durch die lebensechte Freiheit Tag für Tag aufs Neue aktiviert und damit sogar zeitweise aus ihrer Gedankenwelt herausgeholt werden, ist auch keine Individualbetreuung durch professionelles Pflegepersonal erforderlich. Vielmehr gerät durch diese alternative Pflegeform der Fachkräftemangel ein Stückweit in den Hintergrund.

Foto: sarablatter / pixabay.com

Demenz – Demenzdorf – alternative Pflegeform für Demenzkranke
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Ein Kommentar zu „Demenz – Demenzdorf – alternative Pflegeform für Demenzkranke

  • 1. November 2021 um 21:11 Uhr
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    Sehr vielen Dank für Ihren Beitrag.
    Können sie mir einen Link oder etwas schicken? Ich möchte Geld sparen falls mein Papa mal so ein Heim braucht. Und dann wäre es gut wenn ich wüsste wieviel das kostet. Und ob die Pflegekasse das unterstützt.

    Falls sie mir helfen. Vielen Dank
    Sie leisten eh schon wertvolle wichtige und leider unterschätzte Arbeit. Dafür auch vielen Dank

    Sarah

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