Wenn ein Pflegebedürftiger über einen längeren Zeitraum ans Bett gefesselt ist und sich aus eigener Kraft nicht mehr bewegen (umpositionieren) kann, läuft er Gefahr, sich „wund zu liegen“. Die Folge des Wundliegens wird in der Fachsprache als „Dekubitus“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein Druckgeschwür, das durch Druck, Reibung oder einer Kombination aus beidem entsteht.
Pflegemaßnahmen zur Dekubitusprophylaxe
Bevor man die entsprechenden Pflegemaßnahmen einleiten kann, muss eine Einschätzung des Gefährdungsgrades erfolgen. Durch den „Fingertest“ kann festgestellt werden, ob schon ein Dekubitus ersten Grades vorliegt. Hierbei drückt man mit einem Finger auf die Hautrötung. Wenn dabei ein weißer Umriss entsteht und der Fingerabdruck nach dem Loslassen für einen kurzen Moment weiß erscheint, kann man die entstandene Rötung wegdrücken und der Fingertest fällt somit negativ aus = kein Dekubitus. Lässt sich die Rötung hingegen nicht wegdrücken und sie bleibt nach Loslassen bestehen, spricht man von einem positiven Fingertest. Es liegt also eine druck- oder reibungsbedingte Hautschädigung vor = Dekubitus 1. Grades.
Eine entsprechende Behandlung des Dekubitus sowie geeignete Pflegemaßnahmen müssen nun umgehend eingeleitet werden. Ansonsten entwickelt sich das Druckgeschwür in kürze zu einem sehr schmerzhaften Problem für den Pflegebedürftigen. Die einzelnen Entwicklungsstufen (Grade) können Sie der folgenden Grafik entnehmen. Wenn Sie „hart im nehmen“ sind, können Sie auch nach Fotos der einzelnen Grade googlen.
Grafik: pcards.de / altenpflege.team
Mobilisation
Bewegung geht vor Lagerung: es sollte also möglichst versucht werden, die eigene Mobilität des Betroffenen zu verbessern und zu fördern. Dies kann z.B. durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
Aktivierende Pflege durchführen (Anleitung bei nötigen Verrichtungen)
Wahrnehmungsförderung (z.B. Basale Stimulation = Konzept zur Förderung der Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Bewegungsfähigkeiten durch körperbezogene Interaktionen)
Aktive oder auch passive Bewegungsübungen
Anhalten zum eigenständigen Verlassen des Bettes (ggf. mit Begleitperson zur Sicherung) und zur Eigenbewegung bei längerer Liegezeit
Lagerung
Die Lagerung (oder auch Positionierung) dient der Druckentlastung bestimmter Körperregionen. Das Umlagern des Patienten ist dazu am besten geeignet. Sollte das aus verschiedenen Gründen nicht möglich sein, werden Hilfsmittel zur Druckverteilung eingesetzt. Die einzelnen Lagerungstechniken werden beispielsweise hier umfassend behandelt
Als ergänzende Pflegemaßnahmen sollten eine ausgewogene Ernährung sowie eine angemessene Hautpflege sichergestellt werden. Das Entstehen eines Dekubitus kann man dadurch natürlich nicht verhindern.
Hautpflege
Die Haut eines Pflegebedürftigen sollte mindestens einmal am Tag genau inspiziert werden (Hautbeobachtung). In der professionellen Pflege werden jegliche Veränderungen entsprechend dokumentiert.
Hautpflege mit ph-neutralen Wasch-Syndets statt mit Seife
Cremes und Lotionen zurückhaltend verwenden (enthalten meist sehr viel Wasser). Wenn diese bei sehr trockener Haut notwendig sein sollten, bevorzugt W/O-Präparate (Wasser in Öl = viel Öl in wenig Wasser) oder rein pflanzliche Öle bzw. verordnete Präparate verwenden
Nach dem Waschen sorgfältig abtrocknen und dabei Reiben vermeiden
Andauernde Feuchtigkeit kann zur Aufweichung (Mazeration) der Haut führen und damit die Entstehung eines Dekubitus begünstigen. Daher sollte man bei Inkontinenz oder starkem Schwitzen geeignete Maßnahmen ergreifen. Es kann z.B. ein Schutzfilms auf druckbelastete und ständig feuchte Hautbereiche aufgetragen werden. Für ein trockeneres Bettklima können neuartige, urinresistente Schurwollfelle (z.B. Lanamed) sorgen.
Rote Hautstellen dürfen nicht mit Drcukmassagen behandelt werden, weil sich dadurch die Druckstelle verstärken kann.
Ernährung und Flüssigkeitszufuhr
Die Nahrung der betroffenen Pflegebedürftigen sollte möglichst viel Eiweiß und Vitamine enthalten. Bei ausgewogener Mischkost kann man auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten. Sollte es aber allgemein Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme geben oder Unverträglichkeiten bestehen, können Nahrungsergänzungsmittel durchaus sinnvoll sein, um Mängel auszugleichen. Außerdem sollte man z.B. vor jeder Maßnahme ein Getränk anbieten, damit ausreichend Flüssigkeit zugeführt wird.
Sonstiges
Die Kleidung sollte möglichst locker anliegen und durch ihre Beschaffenheit Feuchtigkeit ausgleichen, z.B. reine Naturfasern. Bei bettlägerigen Bewohnern sollten nicht zu viele Stofflagen übereinander liegen. Deshalb ist es ratsam, hier die Bekleidung auf das notwendige Maß zu beschränken, wodurch außerdem das Risiko von Faltenbildung verringert wird.
Was tun, wenn ein Dekubitus da ist?
Es ist wichtig, einen Dekubitus so schnell wie möglich zu behandeln, um eine Verschlechterung zu vermeiden. Hier sind einige Schritte, die Sie unternehmen können, wenn bei einem Angehörigen ein Dekubitus auftritt:
- Wenden Sie sich an einen Arzt oder eine Pflegefachkraft, um die Schwere des Dekubitus zu beurteilen und um eine geeignete Behandlung zu empfehlen.
- Entlasten Sie die betroffene Stelle, indem Sie den Patienten auf eine andere Seite drehen, wenn möglich. Vermeiden Sie es, auf der betroffenen Stelle zu liegen oder zu sitzen.
- Reinigen Sie die betroffene Stelle gründlich und sorgfältig mit Wasser und Seife und trocknen Sie sie sanft ab.
- Verwenden Sie spezielle Wundauflagen oder Kompressionsverbände, die den Druck auf die betroffene Stelle verringern und die Heilung fördern können.
- Achten Sie darauf, dass der Angehörige eine ausgewogene Ernährung erhält, die ausreichend Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe enthält, um die Heilung zu unterstützen.
- Bieten Sie Ihrem Angehörigen regelmäßige Bewegung und Aktivitäten an, um die Durchblutung zu fördern und den Heilungsprozess zu beschleunigen.
- Vermeiden Sie eng anliegende Kleidung oder Gegenstände, die auf die betroffene Stelle drücken könnten.
Es ist wichtig, eng mit einem Arzt oder einer Pflegefachkraft zusammenzuarbeiten, um die bestmögliche Behandlung für den Dekubitus Ihres Angehörigen zu erhalten. Ein unbehandelter Dekubitus kann zu ernsthaften Komplikationen führen und die Lebensqualität des Patienten erheblich beeinträchtigen.
Heutzutage sind sogenannte Wundmanager fast überall in der Nähe verfügbar. Ein(e) Wundmanager(in) ist eine speziell ausgebildete Gesundheitsfachkraft, die für die Prävention, Behandlung und das Management von Wunden verantwortlich ist. Ein Wundmanager arbeitet normalerweise in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder anderen Gesundheitseinrichtungen eng mit Ärzten, Pflegekräften und anderen Fachleuten im Gesundheitswesen zusammen.
Die Hauptaufgabe eines Wundmanagers ist es, sicherzustellen, dass Patienten mit Wunden die bestmögliche Behandlung erhalten, um eine schnelle Heilung und Wiederherstellung der Gewebeintegrität zu erreichen. Ein Wundmanager überwacht den Heilungsprozess der Wunden und stellt sicher, dass der Patient die richtige Wundversorgung erhält, die auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist.
Zu den Aufgaben eines Wundmanagers gehören unter anderem:
- Bewertung von Wunden und Identifizierung der zugrunde liegenden Ursachen
- Erstellung von Behandlungsplänen für Wunden
- Auswahl und Anwendung von Wundverbänden und anderen Wundbehandlungen
- Schulung von Pflegepersonal, Patienten und Angehörigen zur Wundpflege und -prävention
- Überwachung des Fortschritts bei der Wundheilung und Anpassung des Behandlungsplans bei Bedarf
- Koordination mit anderen Fachleuten im Gesundheitswesen, um sicherzustellen, dass der Patient eine umfassende Versorgung erhält.
Ein Wundmanager kann eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Patienten mit chronischen Wunden, wie zum Beispiel Dekubitus, diabetischen Fußgeschwüren oder venösen Ulzera, spielen. Ein gut ausgebildeter Wundmanager kann dazu beitragen, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern, Komplikationen zu reduzieren und die Wundheilung zu beschleunigen.